Warum sind Kettlebells (noch) so unbekannt?
Listet man die vielen Vorteile des Kettlebelltrainings auf so stellt sich zwangsläufig die Frage, weshalb
Kettlebells in Sport- und Fitnesskreisen immer noch relativ unbekannt sind oder weshalb sie lediglich eine Art
"Randsportart für Insider" bilden.
Rufen wir deshalb zunächst noch einmal die wesentlichen Vorteile des Kettlebelltrainings in Erinnerung:
- Ganzkörperliches Kraft- / Ausdauertraining
- Entwicklung funktioneller Kraft
- Stabilisierung des Körpers
- Förderung der Koordination und Konzentration
- Effektive Gewichtsreduzierung, Fatburner
- minimaler Zeitaufwand
- für Jedermann / jede Frau durchfürbar
- Training ist ungebunden von Zeit und Ort überall möglich
- Abwechslungsreiches Training durch Vielzahl möglicher Übungen
- nur ein unkompliziertes Trainingsgerät erforderlich
- kostengünstig
- großer Spaßfaktor
Wenn so viele Vorteile auf der Hand liegen - weshalb sind die Kettlebells dann immer noch so unbekannt?
Starten wir einen Versuch, dieses paradoxe Phänomen zu erklären:
Da gibt es zunächst das Problem, dass man Kettlebells vor dem Erwerb nur selten ausprobieren und testen kann, eben
weil sie nicht so verbreitet sind.
Mangels Bekanntheitsgrad und somit mangels Nachfrage werden Kettlebells von den meisten Sportgeschäften nicht
angeboten und man ist gezwungen, auf Internetangebote zurückzugreifen. Und da wiederum kann man Kettlebells nicht
ausprobieren. Der Teufelskreis schließt sich...
Warum sollte man sich also ein solch exotisches Sportgerät zulegen, wenn man nicht genau weiß, was man damit alles
anfangen kann.
In Fitnessstudios sind Kettlebells so gut wie überhaupt nicht anzutreffen und das - aus Sicht der Betreiber - aus
gutem Grund:
Wer nämlich die Vorteile des Kettlebelltrainings einmal erkannt hat, der braucht kein teures Geld für's
Fitnessstudio auszugeben. Er investiert einmal einen Betrag zwischen etwa 30 und 100 EUR und hat von da an
dauerhaft sein eigenes Fitnessstudio zu Hause, im Zimmer, auf der Terrasse, auf dem Rasen oder wo auch immer. An
derartigen Sportlern haben Fitnessstudios natürlich kein Interesse, denn sie werden ihnen fortan als Kunden
fehlen.
Sie verdienen lieber - dank teurer Jahresabo's - an solchen Kunden, welche mehr oder weniger regelmäßig die Fitnessstudios besuchen und das mit meist nur weniger Erfolg. Wer sich buch- oder zeitschriftenlesend auf das Laufband oder den Crosstrainer stellt, der könnte ebenso zu Hause bleiben oder im Park spazieren gehen. Einen wesentlichen Fitness-Effekt wird er damit nicht erreichen, aber das Gewissen ist in jedem Fall beruhigt: Schließlich war man ja wieder im Fitnesstudio und was viel Geld kostet erweckt zumindest den Anschein auch viel wert zu sein. Und was billig ist (wie Kettlebells), das taugt nach landläufiger Meinung nichts.
Möglicherweise entspricht auch das meist schlanke und "drahtige" Körperbild eines Kettlebellsportlers nicht dem "Idealbild" eines muskelbepackten Bodybuilders, der jedoch seine Kraft nicht unbedingt auch funktionell einsetzen kann.
Ein weiteres Argument, das mir "contra" Kettlebells genannt wurde, ist die Angst vor Verletzungen. Ich will dies nicht von der Hand weisen, denn wie bei jeder anderen Sportart ist man natürlich auch bei Kettlebells vor Verletzungen nicht gefeiht. Die Verletzungsgefahr lässt sich jedoch - ebenso wie bei anderen Sportarten - minimieren, wenn man sich vor dem Training ausreichend aufwärmt, die Übungen mit korrekter Technik ausführt und konzentriert zu Werke geht. Da "Angst" jedoch ein weitgehend subjektives Empfinden ist, soll es jedem selbst überlassen bleiben, wie er diesen Faktor einschätzt. Außer dass mir eine Kettlebell einmal aus "Übermotivation" (und ohne Verletzung) aus den der Hand gefallen ist, blieb ich persönlich bisher von Verletzungen verschont.
Dies sind aus meiner Sicht die Hauptargumente, weshalb es Kettlebells trotz ihrer vielen Vorteile noch nicht zum
Durchbruch geschafft haben.
Wer dennoch am Kettlebellsport Interesse hat, kann sich einen Zugang hierzu vielleicht mit folgenden Tipps
verschaffen:
- Im Internet informieren, was man mit Kettlebells alles machen kann
- Über's Internet (z.B. Foren) erkunden, ob es in der räumlichen Umgebung jemand gibt, der Kettlebells hat und ob man diese einmal ausprobieren darf (Kettlebellsportler sind nach meiner Erfahrung alles sehr nette und aufgeschlossene Leute)
- Ein Kettlebellseminar besuchen um herauszufinden, ob einem dieser Sport liegt oder nicht
- Sich mit Gleichgesinnten zusammentun und austauschen
- Eine Kettlebell in der geeigneten Gewichtsklasse erwerben (ggf. gebraucht und günstig) und einfach ausprobieren. Lässt sich notfalls auch wieder veräußern.
Probieren geht also auch hier über Studieren und Spaß ist, was man daraus macht!